VDR und BvLB
Schul-Shutdown durch Distanzunterricht verhindern
Beim Bund-Länder-Gipfel wurde am 17. November 2020 beschlossen, die Schulen trotz steigender Infektionszahlen offen zu halten. Der Verband Deutscher Realschullehrer (VDR) und der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung (BvLB) sehen zwingend Handlungsbedarf und fordern den Weg des hybriden Unterrichts.
„Dass Kanzlerin Merkel mit ihrem Vorschlag, strengere Maßnahmen gegen das Corona-Virus an den Schulen umzusetzen, gescheitert ist, ist unerklärlich“, kritisierte Jürgen Böhm, Vorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR), die Gipfelgespräche der Kanzlerin mit den Ländern am 16. November 2020.
„Das Robert-Koch-Institut hat deutlich betont, dass Kinder und Jugendliche das Virus im gleichen Maße verbreiten und daran erkranken wie Erwachsene. Allein in der ersten Novemberwoche haben sich mehr als 10 400 Kinder unter 14 Jahren mit dem Corona-Virus angesteckt. An den Schulen gelten bundesweit aber keine vorgeschriebenen Mindestabstände oder eine generelle Maskenpflicht“, so dbb vize Böhm. Merkel hatte in einem ersten Beschlussvorschlag gefordert, dass auf dem Schulgelände für die Schüler aller Jahrgänge und für die Lehrkräfte eine Maskenpflicht gelten und die Schüler in halben Klassenstärken unterrichtet werden sollten, damit Mindestabstände in den Schulen eingehalten werden könnten. „Mit der heutigen Nicht-Entscheidung zeigen einige Länderregierungen leider wenig Verantwortung und spielen leichtfertig mit einer Ausbreitung des Infektionsgeschehens“, so Böhm.
„Das grundlegende Übel ist, dass die Politik scheinbar mit dem Begriff Schule einzig Grundschulen assoziiert. Mittlerweile haben sämtliche Lehrerverbände in diesen Kanon eingestimmt. Statt zwischen den einzelnen Schulformen zu differenzieren, wird Schüler gleich Schüler gesetzt“, sagte Joachim Maiß, Vorsitzender des Bundesverbandes für Lehrkräfte für Berufsbildung (BvLB).
Schülerinnen und Schüler ab der Sekundarstufe II müssten nicht zwingend durchgängig Präsenzunterricht haben, sondern könnten parallel oder im Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht lernen. „Nimmt man diese Schülergruppen aus den Schulbussen und den Schulen, reduziert man die Personenzahl deutlich, minimiert das Infektionsrisiko und hat räumlichen Spielraum, um Klassen zu teilen“, sagte Eugen Straubinger, ebenfalls BvLB-Vorsitzender.
„Distanzunterricht kann analog und digital erfolgen. Ein frühzeitiger und wohl dosierter Distanzunterricht kann einen Schul-Shutdown verhindern oder zumindest verzögern. Hybrider Unterricht ist kein Teufelszeug, sondern die einzige Alternative zu kompletten Schulschließungen auf breiter Fläche“, sagte Straubinger.