Jugendpolitisches Seminar der Friedrich-Naumann-Stiftung
Austausch über Equal Pay und Frauenförderung
Dreimal im Jahr organisiert die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung in Gummersbach ein jugendpolitisches Seminar, bei dem sich jeweils rund 100 Teilnehmende aus dem gesamten Bundesgebiet in verschiedenen Arbeitskreisen zu diversen Themen austauschen. Auf Einladung von Johannes Dallheimer (Leiter des Bundesarbeitskreises Gender und Diversity bei den Jungen Liberalen - JuLis) nahm diesmal Mitte Juni für die dbb jugend (Bund) Teresa Froitzheim, stellvertretende Landesvorsitzende der dbb jugend nrw, als Referentin im Arbeitskreis 3 (Gender und Diversity) teil. Thema: insbesondere Equal Pay und Frauenförderung. Hier folgt Teresas Bericht.
Zunächst ging es darum zu klären, was Equal Pay überhaupt ist. Equal Pay bedeutet die finanzielle Gleichstellung zwischen allen Beteiligten am Arbeitsmarkt. Aber was bedeutet eigentlich Gleichstellung? Es geht darum, dass Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht die gleichen Möglichkeiten haben, ihre Vorstellung von einem guten Leben zu verwirklichen. Dazu gehören beispielsweise die gleichen Möglichkeiten in der beruflichen Entwicklung und in der Familie und gesellschaftliche Teilhabe. Und dazu gehört auch, dass es unabhängig vom Geschlecht gleiches Geld für gleiche Arbeit geben muss. Derzeit gibt es in Deutschland allerdings einen Lohnunterschied zwischen Frauen und Männer in Höhe von 21 Prozent. Selbst im öffentlichen Dienst beträgt der Unterschied – auch Gender Pay Gap genannt – noch sechs Prozent bei gleicher formaler Qualifikation und ansonsten gleichen Merkmalen. Ein Umstand, der vollkommen inakzeptabel ist und besser gestern statt heute oder, schlimmer, morgen, zwingend beseitigt werden muss. Hierzu wird die dbb jugend auch weiterhin ihren Beitrag leisten und nicht leise sein, bis Equal Pay erreicht ist.
Ursachen erkennen und verändern
Im Arbeitskreis wurde rege diskutiert, woher diese Unterschiede kommen und wie dagegen vorgegangen werden kann. Vor allem den Jüngeren war es noch nicht klar, dass es diese Unterschiede in der Bezahlung überhaupt gibt. Insofern muss an dieser Stelle das Bewusstsein noch stärker geschärft werden, damit das Thema weiter vorangetrieben wird – gerade von den jungen Kolleginnen und als Zeichen der Wertschätzung auch von den männlichen Kollegen. Denn eine weitere Erkenntnis lautet: Viele Themen, bei denen es sich vordergründig um „Frauen“-Themen handelt, sind grundsätzlich viel weitreichender. Deshalb ist die Thematik Einkommensgerechtigkeit global anzusetzen, Lösungsstrategien müssen möglichst weiträumig und umsichtig entwickelt werden.
Ein Beispiel für diese Problematik im öffentlichen Dienst sind die Beurteilungen, die fairer gestalten werden müssen. Teilzeitanteile und Elternzeitanteile betreffen nicht nur Frauen, aber wirken vor allem für Frauen negativ auf Beurteilungen und Beförderungsmöglichkeiten aus. In Nordrhein-Westfalen fordern Beurteilungsrichtlinien ein hohes Maß an „Unvoreingenommenheit und Gewissenhaftigkeit“ von den Beurteilenden. Andere weisen darauf hin, dass „unbewusste Tatsachen, wie das Vorliegen einer Teilzeitbeschäftigung oder das Geschlecht der Beschäftigten Einfluss auf die Beurteilung haben können“ bzw., dass „geschlechterspezifische Ausgangsbedingungen und Auswirkungen angemessen reflektiert werden sollen“. Gemeinsames Ziel dieser Formulierungen ist es, das Bewusstsein der Beurteilenden für eine mögliche Benachteiligung zu schärfen und dadurch einer, möglicherweise auch nur unterbewussten, Voreingenommenheit entgegenzuwirken. Problematisch an diesen grundsätzlich guten Ansätzen ist jedoch – auch das muss gesagt werden – vor allem, dass sie unpräzise sind. So warnen sie zwar vor einer Benachteiligung, führen aber nicht konkret aus, wie sich diese ausdrücken könnte. Damit bleibt das Thema der subjektiven Wahrnehmung und Bewertung der bzw. des Beurteilenden überlassen. Beim Vergleich des Beschäftigungsumfangs mit den Beförderungsquoten lässt sich feststellen, dass besonders Frauen im Alter von 31 bis 47 Jahren, also während der Familienphase, häufig ihre Arbeitszeit reduzieren und gleichzeitig besonders selten bei Beförderungen berücksichtigt werden (Quelle: vierter Landesgleichstellungsbericht NRW) – genau das gilt es ja zu vermeiden. Ziel ist es nicht, dass der Spieß jetzt umgedreht werden muss und nur noch Frauen in Führungspositionen vorhanden sein sollen. Vielmehr ist ein Gleichgewicht in allen Aspekten der Thematik erstrebenswert.
Hier noch einmal zwei O-Töne aus den Reihen von dbb und JuLis zum Thema:
„Es kann doch nicht sein, dass wir im 21. Jahrhundert in einen Koalitionsvertrag schreiben müssen, dass die Bundesregierung im öffentlichen Dienst die Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen bis 2025 umsetzen will!“
(Ulrich Silberbach, dbb Bundesvorsitzender)
„Für uns sollte zumindest klar sein: Wenn wir Frauen fördern können, sollten wir es tun. Wir sollten Frauen so behandeln, wie wir behandelt werden wollen. Und vielleicht sogar ein bisschen netter. Es ist unsere Zeit gemeinsam aufzustehen. Und nicht die, uns gegenseitig im Weg zu stehen.“
(Ria Schröder, Bundesvorsitzende JuLis)
Auch beim Abendprogramm ging die lebhafte Diskussion, nicht nur zu diesem Thema, in Gummersbach weiter. Von Politikmüdigkeit oder gar -verdrossenheit keine Spur! Die Seminar-Teilnehmenden waren sich einig, dass politische Willensbildung für einen lebendigen demokratischen Staat essentiell ist – und, mit Blick auf das Thema Gleichstellung, weitere Wege beschritten werden müssen, damit junge Menschen und insbesondere junge Frauen begeistert werden, sich zu engagieren und ehramtlich tätig zu werden.
Mein Dank für diesen informativen und spannenden Austausch und Dialog auf Augenhöhe geht auch hier nochmal an Johannes Dallheimer und die Friedrich-Naumann-Stiftung – es war eine tolle Erfahrung, der hoffentlich noch viele weitere folgen werden.
Teresa Froitzheim
Stellvertretende Vorsitzende
dbb jugend nrw